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Die Büroimmobilie der Zukunft - ein soziales Netzwerk

So wie sich die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert, entwickeln sich auch die Arbeitsräume weiter. Großraumbüros, Coworking Space oder ganze Business Center bieten unterschiedlichen Unternehmensformen ihre nötigen Arbeitsräumlichkeiten. Auch das Home Office kann sowohl für Arbeitnehmer als auch Unternehmen Vorteile bieten.
Die Fachjournalistin Dagmar Hotze hat für uns mit Dr. Roman Wagner, einem Experten im Bereich Bürokonzeption, über die Entwicklungen von Büroimmobilien gesprochen. Im Interview geht es unter anderem um:

  • den Stellenwert von virtuellen Büroräumen
  • den Einfluss von Startups auf mittelständische Unternehmen
  • die flexible Nutzung von Büroimmobilien
  • und was dies für Projektentwickler bedeutet.

Dagmar Hotze: Herr Dr. Wagner, die Digitalisierung ist dabei, unsere Arbeitswelt gravierend zu verändern. Durch die Nutzung mobiler Endgeräte ist das Büro nur noch einer von vielen möglichen Orten, an denen gearbeitet werden kann. Wird das Office zukünftig überflüssig?

Dr. Roman Wagner: Einige amerikanische Unternehmen haben die Erfahrung bereits hinter sich: Büros konsequent abmieten, Mitarbeitern eine Jahreskarte eines Business-Centers in die Hand drücken und den Bürobetrieb komplett virtualisieren. Nach einiger Zeit hat sich allerdings herausgestellt, dass die fehlende persönliche Kommunikation das Business beeinträchtigt und notwendiges Wissen in der Firma verloren geht. Das Büro ist und bleibt ein wichtiger Ort der Sozialisation und Identifikation für Mitarbeiter. Es wird in Zukunft allerdings anders aussehen.

Das Büro ist und bleibt ein wichtiger Ort der Sozialisation und Identifikation für Mitarbeiter. Es wird in Zukunft allerdings anders aussehen.

Dagmar Hotze: Die heutige Organisation von Unternehmen basiert auf dem Industriezeitalter, wo alles seinen festen Platz und seine Zeit hatte. Kann Architektur bzw. können Bürokonzepte dazu dienen, diese hierarchische Struktur aufzubrechen und wenn ja, wie?

Dr. Roman Wagner: Viele stellen sich die Henne-Ei Frage: Muss ich zuerst meine Kultur ändern und kann dann in ein neues Büro einziehen - oder klappt das auch umgekehrt? Aus Erfahrung kann ich bestätigen, dass der Umzug in ein neues Bürokonzept auch die Unternehmenskultur nachhaltig verändern kann. Allerdings nur, wenn das Projekt nicht als reines Umzugsprojekt begriffen wird, sondern als Initialzündung für Veränderung aufgesetzt wird. Dazu bedarf es einer intensiven Beschäftigung mit dem Wandel mittels Arbeitsgruppen und zahlreichen Workshops. Stichwort: Change Management.

Dagmar Hotze: Werden Büros in Zukunft eigentlich noch „Büros“ sein, so, wie wir sie heute kennen? Oder wohin entwickelt sich ihre Funktion in den kommenden 10 Jahren Ihrer Ansicht nach?

Dr. Roman Wagner: Das Büro wird in Zukunft noch stärker als ein Ort für Kommunikation und kreative Zusammenarbeit ausgebildet. Dabei nimmt der Anteil und die Fläche herkömmlicher Arbeitsplätze weiter ab, zugunsten einer Vielzahl an Möglichkeiten für Rückzug, Kreativität und Projektarbeit - alles Angebote mit intensiver Unterstützung von IT- und Medientechnik. Die Mobilität der Mitarbeiter nimmt aber nicht nur im Büro, sondern auch über die Grenzen hinaus zu. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Studie von Gist/Gensler aus dem Jahr 2014, in der bereits über 50 % der Teilnehmer bestätigt haben, unterwegs und zu Hause besonders produktiv zu sein.

Dagmar Hotze: Welche Rolle spielt die Arbeitsumgebung, um einerseits vorhandene Mitarbeiter zu motivieren und andererseits talentierte Köpfe zu gewinnen?

Dr. Roman Wagner: Die Arbeitsumgebung gewinnt als Faktor im Recruiting eine zunehmend gewichtige Rolle. Unternehmen müssen sich vom Wettbewerb absetzen und das gelingt immer weniger über das Gehalt. Das Gesamtpaket muss passen. Und dazu gehört neben Gehalt, Verantwortung und Verwirklichung immer stärker auch das Büroumfeld. Hierbei sind insbesondere den jüngeren Kandidaten die flexible Zeit- und Arbeitseinteilung, die technische Ausstattung und die Zusammenarbeit mit Kollegen wichtig. Das Einzelzimmer kommt damit der Isolationshaft gleich und hat gerade für jüngere Menschen als Statussymbol ausgedient.

Dagmar Hotze: Momentan dreht sich vieles um Startups, wie sie arbeiten und was sie erfolgreich sein lässt. Der Ort und die Art der Zusammenarbeit scheinen dafür auch unter anderen ausschlaggebend zu sein. Was können mittelständische Unternehmen diesbezüglich von Startups lernen?

Dr. Roman Wagner: Die Start-up Kultur zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass kleine und schlagkräftige Teams zusammenarbeiten, frei von gedanklichen Barrieren und Restriktionen. Zudem sind diese Teams in der Regel technologisch perfekt ausgestattet und versuchen, althergebrachte Prozesse und Strukturen konsequent in Frage zu stellen. Für alle Unternehmen gilt diesbezüglich die Erfolgsformel: Interdisziplinäre Teams, die sich wortwörtlich aus dem Tagesgeschäft rausziehen können in sogenannte Brain-Labs, Think Tanks, Creativity Areas, um dort in agilen Kreativprozessen an neuen Produkten und Dienstleistungen für das Unternehmen arbeiten – zudem müssen Fehler und das Scheitern erlaubt sein, was für traditionelle Unternehmen die größte kulturelle Herausforderung ist.

Für Projektentwickler und Investoren war die perfekte Büroimmobilie schon immer die Suche nach dem heiligen Gral.

Dagmar Hotze: Kommen wir zur Situation von Investoren, Finanzierern und Projektentwicklern. Wie wichtig sind flexible Nutzungsvarianten für ein erfolgreiches Büroimmobilieninvestment, das sich im Laufe der Zeit an die veränderten Nutzerbedürfnisse anpassen lässt?

Dr. Roman Wagner: Für Projektentwickler und Investoren war die perfekte Büroimmobilie schon immer die Suche nach dem heiligen Gral: Bürotiefe, Achsraster, Raumhöhe, Flexibilität und Ausstattung haben sich über die Jahrzehnte in Anlehnung an die vermeintlichen Nutzerbedürfnisse stetig gewandelt. Seitdem sich die innovativen Innenraumkonzepte stärker vom Gebäuderaster lösen, steigt die Flexibilität für den Nutzer automatisch. Der Entwickler tut gut daran, auch in Zukunft dem Nutzer als Lösungspartner bei weitreichenden Fragestellungen zur Verfügung zu stehen: Brauchen wir noch eine strukturierte Verkabelung, wenn alle Systeme „wireless“ erreichbar sind? Ist eine Kühlung sinnvoll, wenn mit besonders ökologischen Ansätzen darauf verzichtet werden kann? Ist für den Nutzer eine low- oder high-tech Ausstattung im Gebäude richtig?

Zur Person:

Dr. Roman Wagner gilt hierzulande als einer der profiliertesten Experten für zukunftsfähige Bürokonzepte. Seit 12 Jahren beschäftigt sich der Immobilienökonom - der zum Thema “Begnungsqualität in Bürogebäuden” 2007 an der TU Darmstadt promovierte und zuvor Architektur studiert und eine Maurerlehre absolviert hat - mit Arbeitswelten der Zukunft. Bevor er sich 2011 selbständig machte, war er fünf Jahre Director Strategic Architecture bei Jones Lang Lasalle sowie Berater bei anderen Consultingunternehmen. Mit seinem eigenen Beratungs- und Planungsunternehmen Dr. Wagner & Partner mit Sitz in Augsburg und Dependancen in Frankfurt und Berlin, hat er namhaften Unternehmen bei der Konzeption ihrer Büroarbeitswelt zur Seite gestanden, darunter Total Deutschland in Berlin, Union Investment in Frankfurt und der Daimler AG. Er ist Mitglieder der RICS und Dozent an der IREBS, FH Aschaffenburg und TU Darmstadt.

Quellen:

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