Bunkerboom – mit Umnutzungskonzepten Potenziale nutzen
Neubauprojekt “Missundestraße” in Altona-Nord
Graue, monumentale Betonklötze, die aus einer düsteren Zeit stammen: Luftschutzbunker gibt es in zahlreichen deutschen Städten. Über viele Jahre galten die dunklen Betonriesen als Problembauten, doch mittlerweile sind die Schutzanlagen nicht mehr nur bedrohliche Überbleibsel, sondern erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit. Mit kreativen Umnutzungskonzepten revitalisieren Projektentwickler, Städteplaner und Architekten die massiven Betonbauten und reagieren damit auf gesellschaftliche Trends. Die neuen Nutzungsmöglichkeiten sind dabei vielfältig: Von modernen Büros über Veranstaltungslocations, Kulturzentren und Ateliers bis hin zu exklusiven Loftwohnungen reicht das Spektrum.
Faszination Bunker: eine Immobilie mit besonderer Vergangenheit
Mit dem Ende des kalten Krieges haben die zahlreichen Bunker in Deutschland ihren Nutzen verloren, die Objekte standen allerdings weiterhin unter Zivilschutzbindung – das heißt, im Ernstfall hätten die Anlagen wieder als Schutzräume zur Verfügung stehen müssen. Als der Bund nach der Jahrtausendwende dann einen Großteil der Betonkolosse zur Konversion, also zur Umnutzung, freigab, entwickelte sich ein wahrer Bunkerboom: Laut der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die im Auftrag des Bundes für die Verwaltung der Anlagen zuständig ist, wurden seit 2005 mehr als 200 Hochbunker verkauft. Vor allem in den letzten Jahren ist das Interesse und damit auch der Preis der Schutzanlagen noch einmal deutlich gestiegen. Der Grund: Bunker befinden sich in der Regel aufgrund ihrer ursprünglichen Funktion in erstklassigen Innenstadtlagen. In Zeiten, in denen Wohnraum gerade in Metropolregionen knapp ist, stellen die Bunker eine attraktive Lösung für die akute Wohnungsnot dar. Darüber hinaus geht der Trend immer mehr zu ungewöhnlichen Immobilien – Investoren, Unternehmen, Kommunen aber auch Privatpersonen suchen Gebäude, die nicht reproduzierbar sind und sich durch ein Alleinstellungsmerkmal von anderen Immobilien abheben. Als markante Bauwerke mit Geschichte erfüllen Bunker genau diese Ansprüche.
Bunkerhochburg Hamburg – die Stadt mit den meisten Schutzanlagen
Vor allem in Hamburg werden Interessierte fündig, denn während des zweiten Weltkriegs wurden nirgendwo sonst so viele Bunker gebaut wie in der Hansestadt. Zum Ende des Krieges waren es über 1.050 Hochbunker, Röhrenbunker, Rundbunker und Luftschutztürme. Mittlerweile gibt es in Hamburg noch rund 700 Anlagen, die meisten davon sind unterirdisch. Der bekannteste und größte Hochbunker der Stadt steht auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli – er ist heute Veranstaltungsfläche und Firmensitz diverser Unternehmen. Immer mehr ehemalige Bunker werden aber auch zu attraktivem Wohnraum umfunktioniert. So wird beispielsweise derzeit in zentraler Lage von Hamburg Altona-Nord ein ehemaliger Luftschutzbunker zu einer neuen exklusiven Wohnimmobilie mit 19 Einheiten umgebaut. Das ca. 551 Quadratmeter große Grundstück, das in eine Blockrandbebauung der Missundestraße integriert ist, war mit einem Hochschutzbunker von 1942 bebaut. Für das Projekt „Missundestraße” wurde der Bunker entkernt und das Dach, sowie Stützen, Unterzüge und Teile der Außenwand komplett abgebrochen. Das neue zur Verfügung stehende Grundstück wird mit einem Neubau bebaut, der sich nach Fertigstellung über eine Gesamtwohnfläche von 1.900 m² zzgl. Flächen für Terrassen und Balkone erstreckt.
Bauliche Auflagen sind streng
Die Umwandlung vom reinen Schutz- zum attraktiven Wohnraum stellt Projektentwickler und Architekten allerdings auch vor einige Herausforderungen. So stehen viele Bunker als Mahnmale einer vergangenen Zeit unter Denkmalschutz und die baulichen Auflagen sind streng. Die Grundstruktur und den geschichtlichen Bezug des Gebäudes zu erhalten und die Immobilie dabei in die bestehenden Strukturen der Wohnviertel zu integrieren, sind dabei die größten Schwierigkeiten.
Vom Luftschutzraum zum Loft: eine technische Herausforderung
Zudem gestaltet sich der Umbau eines Bunkers in ein modernes Wohndomizil vor allem auch aufgrund seiner baulichen Beschaffenheit als aufwendig – schließlich gilt es, ein bis zwei Meter dicke, massive Betonwände zu bearbeiten. Teilweise sind diese noch zusätzlich mit besonders harten Splintsteinen und Stahlstäben durchsetzt. Um aus den kleinen Öffnungsschlitzen großzügige Fensterfronten zu machen, die viel Tageslicht hereinlassen, benötigt man beispielsweise teure Spezialwerkzeuge wie diamantbesetzte Seilsägen. Häufig müssen auch kleinere Sprengungen durchgeführt werden. Zudem sind verstärkte Lastenkräne notwendig, um die Tonnen an Stahlbeton aus dem Gebäude zu schaffen. Doch es gibt auch einen großen Vorteil: Bunker haben keine tragenden Innenwände, so bleibt den Architekten viel Spielraum bei der Aufteilung und Gestaltung der neuen Wohneinheiten. Und obwohl die Umbauarbeiten zeit- und kostenintensiv sind, lohnt sich der Aufwand – denn vor allem in attraktiven A-Lagen erzielt der Wohnraum im Bunker sehr hohe Preise am Markt.
Zusammenfassung:
- Bunker sind häufig denkmalgeschützte Gebäude in Top-Lagen.
- Mit innovativen Umnutzungskonzepten werden die Betonkolosse revitalisiert – die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig.
- Nach der Jahrtausendwende gab es einen regelrechten Bunkerboom, bis heute ist das Interesse für Wohnraum in den ehemaligen Schutzanlagen hoch.
- Hamburg ist Bunkerhochburg: Hier wurden und werden viele Anlagen – beispielsweise zu attraktivem Wohnraum oder einzigartigen Veranstaltungsflächen – umfunktioniert.
- Der Umbau eines Bunkers ist aufgrund der baulichen Substanz und seiner geschichtlichen Bedeutung zeit- und kostenintensiv.
- Dennoch lohnt sich der Aufwand, denn in Metropolregionen ist die Nachfrage hoch und die Bunkerwohnungen erzielen sehr gute Preise.