Das Online Investment
Viele neue Anlagemöglichkeiten
Der Bankenverband kommt nach einer Umfrage zum Spar- und Anlageverhalten von Senioren zu dem Schluss, dass ältere Bürger sich besser um ihre Finanzen kümmern. Sie ließen sich demnach öfter persönlich beraten als jüngere Anleger. Letztere nutzen häufiger das Internet, um Informationen über Geldanlagen einzuholen. Das Ergebnis deutet auch darauf hin: Der Weg von der klassischen Geldanlage hin zu Online Investments wird sich mehr und mehr verschieben. Dazu gehört ebenso, die eigenen Entscheidungen zum Vermögen selbst umzusetzen. Nicht nur die teils geringeren Kosten sind beim Online Investment reizvoll, je nach Angebot gibt es weitere Vorzüge, die erst durch das Internet möglich geworden sind.
Anlageinteressierte können inzwischen alle Anlageklassen im Netz finden und Verträge direkt abschließen. Man unterscheidet Finanzanlagen, die von Investoren unmittelbar online gekauft und andere, die nur indirekt über Anbieter gezeichnet werden können. Geschlossene Investmentvermögen wie Fonds beispielsweise werden zwar webbasiert verglichen und vermittelt, aber aufgrund ihrer Komplexität kann man sie nicht direkt online kaufen oder verkaufen. Sie werden über einen Zweitmarkt gehandelt.
Bankeinlagen online abschließen
Bei Banken können Kunden ihr Geld sicher auf einem Einlagenkonto anlegen. Die Kontoeröffnung per Internet ist unkompliziert, Vergleichsportale ermöglichen einen umfassenden Überblick über die Angebote von Direkt- und Filialbanken. Die besten Konditionen bieten Internetbanken, die teilweise oder komplett auf Beratung verzichten und diesen Kostenvorteil an ihre Kunden in Form höherer Zinsen weitergeben. Für Festgelder, Sparbücher und andere Festanlagen gibt es jedoch momentan nur geringe Guthabenzinsen.
Wertpapiere über das Internet ordern
Anleihen und Aktien, Zertifikate und andere Derivate sowie Fonds und ETFs kann man ebenfalls online ordern. Geschäfte mit Wertpapieren versprechen besonders auf lange Sicht lukrative Erträge. Aktien, Derivate, festverzinsliche Wertpapiere und Indexfonds können über regulierte Börsen gehandelt werden. Offene Investmentfonds kann der Kapitalanleger online über seine Bank, direkt bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft oder bei Discountbrokern kaufen.
Investoren brauchen dazu ein Depot und eine durchdachte Strategie bzw. das richtige Gespür, um eine höhere Rendite zu erzielen. Aussichtsreiche Wertpapiere findet man selten durch Zufall, sondern nach gründlicher Recherche und Analyse. Kursentwicklungen, Nachrichten und Geschäftszahlen sind ständig auf den Webseiten von Banken, Börsen, Finanzdienstleistern und Brokern verfügbar. Außerdem benötigt der Investor die 12-stellige ISIN oder 6-stellige WKN des Wertpapiers, weil nur darüber eine eindeutige Identifizierung der Anlage möglich ist.
Ein Depot wird von Onlinebanken kostenlos angeboten, es entstehen allerdings niedrige Ordergebühren. Im Wertpapierhandel ist auf die Kosten zu achten, da diese unmittelbar den Ertrag des Investments schmälern. Wichtig ist, wie hoch der Kapitaleinsatz für das einzelne Investment sein soll, um eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Risiken zu erreichen. Ein Vorteil der Verwahrung im Depot besteht darin, dass die gekauften Finanzinstrumente von einer Insolvenz der Depotbank nicht betroffen sind. Da Wertpapiere Ausfallrisiken aufweisen und in ihrer Kurs- bzw. Wertentwicklung schwanken, tun sich viele Anleger jedoch schwer mit diesen Investmententscheidungen.
Devisen und Rohstoffanlagen im Web
Wertpapiere, die sich auf Rohstoffanlagen wie beispielsweise Gold oder Platin beziehen, sind ebenso über Börsen handelbar. Physische Anlagen in Edelmetallen wie Barren oder Münzen kann man bei autorisierten Händlern im Internet erwerben. Ein Börsenhandel mit Goldbarren und -münzen ist geplant. Devisengeschäfte sind hohen Risiken ausgesetzt. Sie sind zum Großteil kurzfristig orientierten Spekulanten vorbehalten, bei denen das Investment kaum eine Rolle spielt. Es gibt nur einen weltweiten Devisenmarkt (Forex), an dem alle Teilnehmer elektronisch handeln. Indirekt wird mit Fremdwährungen gehandelt, wenn ein Wertpapier in einer ausländischen Währung oder ein Papier an einer fremdländischen Börse notiert.
Online Investment über Crowdfinancing
Zur größeren Risikostreuung stehen den Anlageinteressierten mittlerweile neue, alternative Anlageformen bereit, bei denen Verbraucher mit kleinen Summen in unterschiedliche Anlageklassen online investieren können, der Oberbegriff dafür ist Crowdfinancing. Die Investoren können sich, da sie zusammen große Kapitalvolumen generieren, bereits mit geringen Anlagesummen einbringen. So sollen hohe Renditen erwirtschaftet werden. Wegen des Ausfallrisikos empfiehlt es sich, seine Investitionen auf verschiedene Objekte zu verteilen. Folgende Arten des crowdbasierten Online Investment, auch Schwarmfinanzierung genannt, haben sich etabliert:
- Crowdfunding für Firmen, Selbständige, Privatleute und Vereine
- Crowdlending für Kredite an Privatpersonen und Unternehmen
- Crowdinvesting für Startups und Immobilien
Online Investment mit Crowdfunding
Crowdfunding ist keine Investition im engeren Sinne. Beim Crowdfunding geht es um die finanzielle Unterstützung meist sozialer oder ökologischer Projekte von Firmen, Selbständigen, Privatleuten oder Kulturschaffenden. Dabei handelt es sich gerne um außergewöhnliche Projekte, die ohne die Hilfe des Schwarms oftmals nicht verwirklicht werden könnten. Im Gegensatz zu den anderen Crowdanlageformen steht dabei die psychologische Rendite der Geldanlage im Vordergrund. Es handelt sich um unentgeltliche Zuwendungen oder die Gegenleistung für den Crowdbeitrag besteht aus Sachprämien und anderen materiellen Belohnungen. Das können die kostenfreie Nutzung des fertigen Produktes, beispielsweise einer DVD, oder die kostenlose Teilnahme an einer Film-Premiere sein. Wer sich für Crowdfunding entscheidet, akzeptiert auch ideelle Gegenwerte für seine Geldleihe.
Online Investment mit Crowdlending
Crowdlending führt Schuldner und Gläubiger zusammen. Ist die Bank nicht bereit, einen Kredit zu gewähren, kann sich derjenige, der Geld benötigt, an eine entsprechende Online Plattform im Internet wenden. Er erhält sein Geld von verschiedenen Investoren, die eine lukrative Geldanlage suchen. Der Schuldner zahlt entsprechend des Betrags, Rückzahlungsrisikos und der Laufzeit Zinsen an die Gläubiger. Da sich mehrere Gläubiger mit geringen Summen beteiligen, wird das Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners von vielen getragen. Zur besseren Risikoabsicherung bieten die Initiatoren der Plattformen Zusatzleistungen an. So wird beispielsweise die Bonität der Schuldner durch eine Schufa-Abfrage vorab geprüft, ein eigener Score-Wert veröffentlicht oder die potenziellen Kreditnehmer werden in Risikogruppen eingeteilt, sodass Interessenten das Investment leichter einschätzen können. Das gleiche Konzept greift auch für Darlehen an kleine oder mittelständische Betriebe und Kommunen, die für die Realisierung ihrer Projekte Fremdkapital einsetzen.
Online Investment mit Crowdinvesting
Crowdinvesting dagegen bringt Eigenkapital in ein Objekt oder Unternehmen ein und der Investor ist mit einem Anteil am Unternehmen und/oder Gewinn des Projektes beteiligt. Es werden junge Unternehmen mit innovativen Ideen gefördert. Die Risiken bei der Finanzierung von Startups sind naturgemäß sehr hoch, da sich die Investoren an neu gegründeten Firmen mit unerprobten Geschäftsmodellen beteiligen. Niemand kann seriös einschätzen, ob sich die Geschäftsidee letztlich am Markt durchsetzen wird. Junge Firmen machen noch keinen Gewinn und können lediglich auf Kundenakzeptanz und hohe Gewinne in der Zukunft hoffen. Diese sollen auch den Investoren zugute kommen.
Online Investment mit Crowdinvesting für Immobilien
Crowdinvesting für Immobilien bezieht sich auf einzelne Wohn- oder Gewerbeimmobilien bzw. Grundstücke. In der Regel können sich Kleinanleger bereits ab 500 Euro an einer rentablen Sachwertanlage in Form eines nachrangigen Darlehens oder von Genussrechten beteiligen. Bei den kurz- bis mittelfristigen Vorhaben handelt es sich um sowohl Neubauobjekte als auch Bestandsimmobilien, bei denen die Gelder den Projektträgern zufließen. Aus dem Verkauf und der Vermietung dieser Immobilien soll eine überdurchschnittliche Rendite erzielt werden. Erhält ein Bauträger das Geld der Investoren, fungiert es eigenkapitalähnlich. Den Investoren werden für ihre Darlehen feste, jährliche Zinsen angeboten.
Obwohl es im Internet einzelne Sekundärmarktangebote für Crowdinvesting-Anteile gibt, können sich Investoren nicht darauf verlassen, ihre Investitionen vorzeitig beenden zu können und einen Abnehmer ihrer Anteile zu finden. Es gibt für den Anleger keine Kosten für diese Geldanlage, was ein Vorteil im Gegensatz zu offenen oder geschlossenen Fonds für Immobilien ist.
Fazit
Kapitalanleger sollten beim Online Investment darauf achten, dass die Investitionen nachvollziehbar und transparent sind sowie nach Emittenten, Anlagehorizont und Anlageklassen diversifizieren. Auch wenn es sich nur um einen geringen Anteil am Vermögen handelt, sollte die Investition niemals mit geliehenem Kapital erfolgen. Je komplexer das Investment ist, desto mehr Zeit sollte sich der Anlageinteressierte für Recherche und Beurteilung des Investitionsobjekts nehmen. Die Möglichkeit der schnellen und einfachen Abwicklung im Internet darf nicht zu riskanteren Investmententscheidungen führen. Sie befreit Anleger nicht von einer gründlichen Prüfung des Investments.