Crowdfunding

Crowdfunding ist ein Finanzierungsinstrument für Projekte und Unternehmen, das online stattfindet und nicht auf Renditen abzielt.

Was ist Crowdfunding?

Der englische Begriff setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: der Crowd und dem Funding. Ins Deutsche übersetzt bedeutet Crowd Menge und Funding Finanzierung. Ist ein beliebiges Projekt zu finanzieren, hilft es, das zusammengesetzte Wort von zwei Seiten zu betrachten. Einerseits kann das Projekt nicht durch einen Investor oder Initiator allein finanziert werden, weil es eine Menge an Kapital erfordert oder Banken das Vorhaben nicht kreditieren wollen. Andererseits kommt das notwendige Geld nur zusammen, wenn sich zahlreiche, also eine Menge an Privatleuten oder Firmen, an dessen Kapitalisierung beteiligen. Dabei reicht es aus, wenn viele Geldgeber nur kleine Summen zur Projektrealisierung beisteuern. Synonym wird dafür auch der Begriff „Schwarmfinanzierung“ verwendet. Geldgeber sind vorwiegend Privatpersonen und kleine Unternehmen, keine Bankhäuser und Großkonzerne. Zu Spenden oder Investitionen für das Projekt wird über eine Plattform im Internet aufgerufen, die Kapitalsuchende mit Kapitalgebern zusammenbringt.

Wie funktioniert Crowdfunding?

Die Projekte, die finanziert werden, sind so vielfältig wie das Leben. Sie reichen von Immobilien und Startups über Musik, Filme bis zu Büchern oder humanitären Anliegen. Dabei wird die weltweite Vernetzung des Schwarms über das Internet genutzt. Privatpersonen oder Selbstständige, die Geld suchen, stellen ihr Vorhaben auf der Website der Plattform ausführlich vor. Andere Menschen, die nach einem sinnvollen Verwendungszweck für ihr überschüssiges Kapital suchen, finden Gefallen an einem oder mehreren vorgestellten Projekten. Das Geld wird stets zweckgebunden für ein Projekt oder eine Idee bereitgestellt. Das Projekt kann letztlich nur realisiert werden, wenn sich genügend Unterstützer für das Vorhaben oder die Idee finden. Vorab wird daher vom Projektinitiator in Zusammenarbeit mit der Anbieterplattform das Finanzierungsvolumen festgelegt, das unbedingt erreicht werden muss. Kommt das Geld innerhalb eines definierten Zeitraums nicht zusammen, erhalten die Portalnutzer ihr Kapital zurück.

Mit einer lebendigen Crowdfunding-Kampagne, die gut präsentiert wird, gelingt es, die erforderlichen Mittel einzusammeln. Nach Registrierung auf dem Crowdfunding-Portal zu den Bedingungen des Betreibers kann der Geldgeber sein Kapital investieren und bekommt dafür die vom Projektinitiator versprochene Gegenleistung. Diese kann sowohl materieller als auch ideeller Natur sein. Je nach Einstellung des Geldgebers verfolgt dieser mit dem Einbringen seines Kapitals einen gewinnorientierten und kommerziellen oder gemeinnützigen und wohltätigen Zweck. Entsprechend der Zielsetzung unterscheidet man grundsätzlich vier Arten des Crowdfundings.

Welche Arten der Schwarmfinanzierung gibt es?

Die Abgrenzungen zwischen den Arten des Crowdfundings entstehen aus den von Initiatoren verfolgten unterschiedlichen Zwecken der Finanzierung. Investoren erwarten außerdem für das Bereitstellen ihres Geldes verschiedene Anerkennungen und Ausgleiche bei folgenden Finanzierungsmodellen:

  • Reward-based: Das klassische Modell des Crowdfundings funktioniert so, dass Geld für Projekte ohne finanzielle Gegenleistung eingesammelt wird. Die ersten Finanziers von Musikproduktionen erhielten als Belohnung die fertige CD, also eine Sachleistung. Möglich ist auch eine ideelle Abgeltung, beispielsweise in Form einer Widmung in einem Buch. Damit können sowohl künstlerische als auch gesellschaftlich relevante Ideen umgesetzt werden.
  • Donation-based: Bei dieser Art des Crowdfundings geht es um Spenden für humane, karitative oder soziale Projekte, ohne dass überhaupt eine Gegenleistung oder Zuwendung erfolgt, allenfalls eine öffentliche Danksagung. Die Form ist für Ziele geeignet, die der Allgemeinheit nutzen.
  • Equity-based: Diese Art wird auch als Crowdinvesting bezeichnet. Investoren bringen Kapital ein, weil sie am finanziellen Erfolg des Projekts beteiligt sein wollen. Die Vergütung erfolgt durch Anteile an bzw. Gewinnausschüttungen von einem Startup oder mittels Darlehenszinsen aus der Finanzierung von Bauträgerprojekten oder Revitalisierung von Bestandsimmobilien. Startups sind junge Firmen mit einem innovativen Geschäftsmodell, die für ihre Geschäftstätigkeit und ihr Wachstum Kapital benötigen. Crowdinvesting für Immobilien beteiligt die Geldanleger durch feste Zinsen am Ertrag eines Bauprojekts. Weiterhin sind Energieprojekte oder Unternehmensgründungen und neue Produkte kleiner Firmen finanzierbar.
  • Lending-based: Das Modell wird auch Crowdlending genannt, bei dem Privatleute anderen Personen ein Darlehen für die Projektrealisierung zur Verfügung stellen. Der Kreditgeber erhält als Ausgleich für die Kapitalüberlassung einen festen Zinssatz und am Ende der vereinbarten Laufzeit sein Geld zurück. Ideal ist dieses Funding nicht nur für Privatleute, sondern auch für Selbstständige und Freiberufler.

Vor- und Nachteile des Crowdfundings

Reichen die eigenen Mittel nicht aus, um eine neue und grandiose Idee umzusetzen, ist es per Internet wesentlich einfacher, Unterstützer und Investoren zu finden. Beide Seiten - Projektinitiatoren wie Kapitalgeber – profitieren von der Transparenz der digitalen Finanzierungsrunden, müssen sich jedoch bestimmter Risiken bewusst sein. Die Vorteile einer Schwarmfinanzierung liegen auf der Hand:

  • Innerhalb kurzer Zeiträume kann für Erfolg versprechende Projekte viel Kapital eingesammelt werden.
  • Unterstützer, Spender und Investoren fungieren als Multiplikatoren für das Business und die Produkte des kapitalsuchenden Unternehmens. Es erfolgt ein Markttest unter realistischen Bedingungen. Startups können Crowdfunding-Kampagnen beispielsweise als Marketinginstrument nutzen.
  • Geldgeber wissen, in welches konkrete Projekt ihre Summe fließt.
  • Durch die Beteiligung mit kleinen Geldbeträgen ist das finanzielle Risiko der Kapitalgeber überschaubar.
  • Für das Unternehmen oder den Kreditnehmer entsteht keine Abhängigkeit von einem einzelnen Investor oder einem Kreditinstitut.
  • Geldanleger wie Kreditnehmer werden bankenunabhängiger, was sich für Geldgeber in niedrigeren Gebühren und höheren Zinserträgen gegenüber herkömmlichen Kreditierungen auszahlt.
  • Durch den Dialog auf der Plattform während der Kampagne können sich Verbesserungen für die Idee oder das Projekt ergeben.
  • Kapitalsuchende können sich auf ihr Projekt und dessen Vermarktung konzentrieren, das Know-how für die technische, rechtliche und vertragliche Abwicklung der Finanzierung bringt das Crowdfunding-Portal ein.

Aus einer Funding-Aktion können auch Nachteile resultieren:

  • Für eine ordentliche Vorbereitung und Durchführung des Crowdfunding-Prozesses ist ein hoher Zeitaufwand erforderlich.
  • Eine gute Kampagne für größere Projekte erfordert Planung und eine gewisse Vorfinanzierung.
  • Die Werbemaßnahmen und das Offenlegen von Informationen zum Projekt können dazu führen, dass Nachahmer die Idee selbst ausbeuten und weiterentwickeln.
  • Wird der erforderliche Finanzierungsumfang nicht erreicht, scheitert das Vorhaben.
  • Geldgeber können das Projekt nicht direkt mitgestalten und komplett in alle Vorgänge und Unterlagen Einblick nehmen. Sie müssen selbst entscheiden, welche Finanzierung sich lohnen könnte.
  • Einmischung des Schwarms in geschäftliche Angelegenheiten kann zum Hindernis werden.
  • Plattformen und Initiatoren haften nicht für den Misserfolg eines Projekts.

Beispiele für erfolgreiche Crowdfunding-Projekte

Crowdfunding ist in den USA und Großbritannien schon länger als kostengünstige Finanzierungsmethode bekannt, in Deutschland setzt sie sich erst seit ca. 201011 mehr und mehr durch. Kickstarter heißt zum Beispiel ein internationaler Marktführer. Obwohl erst 2009 gegründet, ist der Anbieter heute nach eigenen Angaben die weltgrößte Finanzierungsplattform für kreative Projekte. Auch in Deutschland haben sich in jeder Form des Crowdfundings Marktführer etabliert. Startnext ist die führende digitale Plattform in Deutschland, Österreich und der Schweiz für klassische Crowdfunding-Kampagnen. Im Crowdlending sind beispielsweise Smava und Auxmoney stark gewachsen und die größten deutschen Online-Kreditvermittler für Private.

Fazit

Von digitalen Schwarmfinanzierungen profitieren sowohl Geldgeber als auch Kapitalsuchende. Der Kontakt zwischen ihnen wird durch Internetportale vermittelt. Eine Vielzahl von Menschen unterstützt mit kleinem Geld bestimmte Projekte, zum Beispiel Kunst, Filmproduktionen, Unternehmensgründungen, Weiterbildungen, Immobiliensanierungen oder Umweltprojekte. Daraus hat sich auch in Deutschland eine schnell wachsende Branche entwickelt. Erfolgreich sind Plattformen, die mit ihrem Know-how zielgruppenorientiert dafür sorgen, dass möglichst viele innovative und effektive Projekte mithilfe der Schwarmfinanzierung realisiert werden können. Dadurch erzielen Investoren eine gute Rendite und Unterstützer können sich am schöpferischen Nutzen der Vorhaben erfreuen.

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