Was ist der Leitzins und wie wird er genutzt?

Der Leitzins bildet die Grundlage für die Zinsen eines Landes oder Währungsgebietes und wird von einer Zentralbank, wie der EZB, festgelegt.

Der Leitzins bildet die Grundlage für die Zinsen eines Landes oder Währungsgebietes und wird von der jeweiligen Zentralbank festgelegt, in den USA ist das beispielsweise die FED, in Europa die [EZB](/wiki/europaeische-zentralbank-ezb/“Europäische Zentralbank - EZB”). Der Leitzins ist das wichtigste geldpolitische Instrument einer Zentralbank, um die in der Volkswirtschaft umlaufende Geldmenge aktiv zu steuern. Die Geldpolitik einer Notenbank kann restriktiv oder expansiv sein. Soll mehr Geld in Umlauf gebracht werden, wird der Leitzins gesenkt. Zu diesem Zins stellt die Zentralbank den Geschäftsbanken ihres Gebietes Liquidität bereit, die diese an die reale Wirtschaft weitergeben sollen. Bei einer restriktiven Geldpolitik wird der Leitzins erhöht und so den Märkten Liquidität entzogen.

Man spricht stets von dem Leitzins, jedoch sind es drei Zinssätze, über die der Geldkreislauf beeinflusst wird. Seit September 2014 sind alle drei Zinsen unverändert nahe Null. Das führt zu einer Verbilligung des Euro-Kurses, weil es lukrativer ist, Geld in Ländern mit höheren Zinsen anzulegen. Gleichzeitig wird es lohnender, langfristige Darlehen aufzunehmen - der Export wird somit gefördert.

Update Juni 2022:

Im Sommer 2022 scheint es erstmals seit mehr als 5 Jahren wieder eine Wendung bei den Leitzinsen der EZB zu geben.

Während es im Vergleich zur EZB beim US-amerikanischen Pendant bereits erste, teils sehr starke Erhöhungen der Zinssätze gab, sollen laut Experten nun auch die europäischen Währungshüter gewillt sein, die Zinsen aufgrund der hohen Inflation schrittweise wieder anzuheben.

Dazu sollen auch die Anleihenkäufe der europäischen Zentralbank – früher als ursprünglich geplant – gestoppt werden. Und, wie die EZB-Chefin Lagarde in ihrer Veröffentlichung vorausgeschickt hat, soll ebenfalls die Erhöhung des Leitzins dazu beitragen, vermutlich bereits beim nächsten Treffen der Währungshüter im Juli.

1. Hauptrefinanzierungssatz

Der wichtigste Zins, der als der eigentliche Leitzins bezeichnet wird, ist der Hauptrefinanzierungssatz. Er hat mehr oder weniger Einfluss auf das Zinsniveau aller verzinsten Bankprodukte, vom Dispokredit bis zu den Sparzinsen. Wöchentlich können sich die Geschäftsbanken Liquidität bei der Zentralbank besorgen. Es handelt sich dabei um sogenannte Offenmarktgeschäfte. Für 0,05 Prozent können sich die Institute aktuell Geld leihen. Dabei kauft die Zentralbank von Geschäftsbanken Wertpapiere an und verpflichtet diese, die Papiere in 14 Tagen wieder zurückzukaufen. Die Geschäftsbanken erhalten auf diese Weise Zentralbankgeld im Bieterverfahren zugeteilt. Entweder als Mengentender, bei dem die EZB die Zinsen vorgibt und die Institute die Geldmengen anfordern, oder als Zinstender mit Abgabe von Zinsangeboten. Seit der Finanzkrise wird das Mengentenderverfahren angewendet. Für die Ausleihung von Zentralbankgeld müssen die Geschäftsbanken Wertpapiere als [Sicherheiten](/wiki/sicherheit/“Anlagekriterium Sicherheit”) hinterlegen. Auch darüber kann die EZB die volkswirtschaftliche Geldmenge ausweiten, indem sie die Bonitätsanforderungen an die zu hinterlegenden Wertpapiere senkt und den Banken somit mehr Spielraum eröffnet, sich billiges Geld zu leihen. Zusätzlich gibt es längerfristige Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von drei Monaten sowie Feinsteuerungs- und strukturelle Maßnahmen für unvorhergesehenen Liquiditätsbedarf oder -überschuss der Banken.

2. Spitzenrefinanzierungssatz

Braucht eine Bank für sehr kurze Zeit - über Nacht - Geld aus dem Zentralbanksystem, erhält sie dieses ohne Begrenzung zum Spitzenrefinanzierungssatz. Er beträgt derzeit 0,3 Prozent. Für diese Beträge müssen die Banken ebenfalls zentralbankfähige Sicherheiten hinterlegen. Da im Interbankenhandel keine höheren Zinsen gezahlt werden, stellt dieser Leitzins die Obergrenze für Tagesgeldsätze dar.

3. Einlagensatz

Der dritte Leitzins ist die Einlagenfazilität. Europäische Banken können bei der EZB überschüssiges Geld für einen Tag zu einem bestimmten Zinssatz anlegen. Dieser Zinssatz stellt die Untergrenze für Tagesgeldanlagen bei den Geschäftsbanken dar. Inzwischen werden die Banken bestraft, wenn sie überschüssige Liquidität bei der EZB parken. Sie bekommen keine Zinsen von der Zentralbank, sondern müssen dafür 0,2 Prozent Verzinsung bezahlen. Die EZB will damit erreichen, dass die Kreditinstitute ihre übrigen Gelder als neue Kredite ausgeben. Dadurch soll die Nachfrage nach Wirtschaftsgütern angekurbelt werden. Dennoch kommt seit Jahren ein Großteil des Geldes nicht in der Realwirtschaft an, sondern wird an den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten angelegt.

Welchen Einfluss hat der Leitzins auf die Wirtschaft?

Banken orientieren sich bei ihrer Kalkulation und im Interbankenhandel sehr stark an dem von der Zentralbank vorgegebenen Leitzins. Ihre Konditionen hängen u. a. von den Erwartungen an zukünftige Leitzinsänderungen und die Entwicklung der Inflationsrate ab. Die Kreditzinsen liegen oberhalb des Leitzinsniveaus, die Guthabenzinsen meist darunter. Von dieser Zinsspanne profitieren Banken. Entscheidend für die Rentabilität einer Bank ist jedoch das Risikomanagement bei der Kreditvergabe. Die Schuldner müssen mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre Kredite zurückführen können, das ist besonders bei längerfristigen Investitionsdarlehen wichtig. Die Bereitschaft, noch mehr Kredite aufzunehmen, hängt aber nicht allein davon ab, ob die Rückzahlung ökonomisch tragbar ist. Investoren müssen Zuversicht und Mut besitzen, um zu investieren und an eine wirtschaftlich solide Zukunft glauben.

Das Rekordtief der Leitzinsen bewirkt, dass die Teuerungsrate in Europa weit unter der angestrebten Inflation von ca. zwei Prozent liegt. Bei dieser Rate ist ein stabiler Geldwert gesichert. Das wichtigste Ziel der EZB, dauerhaft sinkende Preise zu vermeiden, das zeigten die letzten Jahre, ist nicht so einfach durch Leitzinssenkungen zu erreichen. Als warnendes Beispiel gilt Japan, das in den letzten 20 Jahren trotz Nullzinspolitik durch Deflation eine wirtschaftliche Stagnation erlebte. Es gibt viele andere Faktoren, die auf die Wirtschaftskraft eines Währungsgebietes einwirken und nicht zuverlässig eingeschätzt werden können, sich geldpolitischer Regulierung entziehen.

Einflüsse auf Wirtschaft und Verbraucher

Mit der Leitzinsfestlegung werden

  • Konjunkturerwartungen,
  • Stimmungsindikatoren von Wirtschaft und Verbrauchern,
  • Währungskurse,
  • Außenhandelsbilanzen,
  • Arbeitsmarktdaten und Auftragseingänge beeinflusst.

Geldströme und Wirtschaft sind eng verflochten und müssen im internationalen Kontext in Wechselwirkung mit den Entscheidungen anderer großer Notenbanken gelenkt werden. Gesenkte Leitzinsen wirken zudem erst nach einer gewissen Zeit.

Verbraucher sind unterschiedlich von den Leitzinsreduzierungen betroffen. Eine wachsende Geldmenge stimuliert ihre Konsumneigung. Für Sparer sind die Niedrigzinsen ein Ärgernis, weil sie kaum noch Erträge für Geldanlagen erhalten. Kreditnehmer freuen sich darüber, weil sie ihr Eigenheim zu lukrativen Minizinsen finanzieren können.

Handelsplatz

Das Kaufangebot wurde erfolgreich abgelehnt.

Handelsplatz

Leider konnte kein entsprechendes Kaufangebot gefunden werden.

Handelsplatz

Die Frist von 2 Tagen für das Ablehnen des Kaufangebotes sind vorrüber.