Liquidität
Die Liquidität ist eine finanzwirtschaftliche Kennzahl aus dem Bereich der Betriebswirtschaftslehre (BWL). Sie wird häufig im Controlling verwendet, um zu schauen, ob Unternehmen noch zahlungsfähig sind. Für Banken ist das Bearbeiten von Liquditätskennzahlen im Rahmen der Bilanzanalyse äußerst wichtig, da diese einen Liquiditätsmangel aufdecken können. Zu viel Liquidität im Unternehmen ist dem Controller jedoch auch nicht recht, da dies zu Rentabilitätseinbußen führen kann. Kreditinstitute prüfen deshalb in der qualitativen Unternehmensanalyse, ob das jeweilige Unternehmen noch freie Liquiditätsreserven bzw. freie Kreditlinien aufweist. Es gibt verschiedene Kennzahlen, um die Liquidität eines Unternehmens zu messen. Die Liquiditätsgrade sind die bekannteste Berechnung.
Liquidität | Berechnung | |||
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1. Grades: | Flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten (Fremdkapital) | |||
Diese Berechnung zeigt, inwieweit ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten allein durch seine liquiden Mittel decken kann. | ||||
2. Grades: | Flüssige Mittel und kurzfristige Forderungen / kurzfristige Verbindlichkeiten | |||
3. Grades: | Umlaufvermögen / kurzfristige Verbindlichkeiten |
Die Bedeutung von Liquidität betrifft die Bankenbranche besonders seit der Finanzkrise 2008. Die EZB hat deshalb versucht, die Banken vor Illiquidität zu schützen. Diese Unternehmung wurde mit den in Basel IIIverabschiedeten Verordnungen umgesetzt. Hierbei kam es zu einer Einführung von neuen Kennziffern als Mindestvorgaben für die Liquiditätshaltung,welche mangelnde Liquidität bei Kreditinstituten vermeiden soll.
Liquidität stellt ein Anlagekriterium dar und bildet zusammen mit Rentabilität und Sicherheit das “Magische Dreieck der Vermögensanlage”. Beim Thema Liquidität rücken zwei Fragen in den Vordergrund. Wie schnell kann der Investor seine Anlage wieder zu Kapital machen? Und welche Kosten sind damit verbunden?
Wie schnell ist das Geld verfügbar?
Arbeitslosigkeit, eine Scheidung oder eine Erkrankung - unterschiedliche Szenarien und Zahlungsverpflichtungen können dazu führen, dass sich die Einkommenssituation verändert und die Einkünfte nicht mehr ausreichen, um alle Kosten zu decken. Auch unerwartete Ausgaben wie etwa die Betreuungskosten für einen pflegebedürftigen Angehörigen können zu einer vorübergehenden Liquiditätslücke führen. In dieser Situation ist es wichtig, Illiquidität zu vermeiden und schnellen Zugriff auf seine finanziellen Rücklagen zu bekommen, um einer Zahlungsunfähigkeit aus dem Weg zu gehen.
Die verschiedenen Vermögensanlagen unterscheiden sich darin, welches Maß an Liquidität sie bieten. Erworbene Immobilien beispielsweise sind hinsichtlich einer möglichst schnellen Liquidierung äußerst ungünstig. Der Verkauf eines Hauses oder einer Eigentumswohnung ist mit verhältnismäßig viel Aufwand verbunden. Selbst wenn das Geschäft reibungslos über die Bühne geht, sind mindestens drei Monate zu veranschlagen, bevor das Geld den Besitzer gewechselt hat. Ein Höchstmaß an schneller Liquidität bieten folglich Anlageformen wie ein einfaches Sparguthaben oder Aktienbesitz. Die Rücklagen lassen sich meist innerhalb eines Tages in Bargeld umwandeln.
Wie viel kostet die Liquidierung des Anlagevermögens?
Liquidität steht in einem direkten Zusammenhang mit der Rentabilität, einem weiteren Faktor im Magischen Dreieck der Vermögensanlage. Je höher die Liquidität einer Anlage beschaffen ist, umso geringer fällt in aller Regel die Rendite aus. Ein Tagesgeldkonto beispielsweise beinhaltet für den Sparer sehr viel Flexibilität, wirft jedoch meist die geringsten Zinsen ab. Doch die Liquidität kann sich auch auf die Rentabilität langfristiger Investitionen negativ auswirken. Dies ist der Fall, wenn mit der vorzeitigen Liquidierung zusätzliche Kosten oder Anlageverluste verbunden sind.
Ein typisches Beispiel ist die Lebensversicherung. Wer diese Anlage in den ersten Jahren nach Abschluss auflöst, kann bis zu 50 Prozent seiner eingezahlten Versicherungsbeiträge verlieren. Zu diesem Zeitpunkt dient ein Großteil der Einlagen noch zur Deckung der Versicherungsgebühren und der Provision des Versicherungsagenten.
Risiko durch liquide Rücklagen mindern
Um das Liquiditätsproblem bei einer Vermögensanlage zu verhindern, haben sich zwei Anlagestrategien hinsichtlich der Liquiditätsplanung etabliert: * Aufbau eines finanziellen Puffers für kurzfristige Liquidität * Streuung des Sparvermögens auf Anlagen mit unterschiedlicher Liquidität
Sobald ein Anleger für sich geklärt hat, wie viel Geld er monatlich abzüglich von Fixkosten und Lebenshaltungskosten zur Vermögensanlage verwenden kann, ist der Aufbau eines finanziellen Polsters sinnvoll. Dabei handelt es sich um sofort verfügbare Anlagen, die auf einem Sparbuch oder einem verzinsten Konto liegen. Der Bedarf für den Liquiditätsgrad variiert von Person zu Person. Viele Experten empfehlen Rücklagen, die den normalen Einkünften von 3 bis 6 Monaten entsprechen. Damit lassen sich viele vorübergehende Engpässe ausgleichen. Zudem gewinnt man Zeit, um beispielsweise schwerer zu veräußerndes Anlagevermögen zu Geld zu machen.
Anlagevermögen streuen
Der finanzielle Puffer reicht lediglich zur Überbrückung kurzfristiger Engpässe aus. Um eine größere dauerhafte Zahlungsfähigkeit zu garantieren, ist der Zugriff auf das eigentliche Anlagevermögen unabdingbar. Besteht das Anlageportfolio jedoch nur aus eher illiquiden Vermögensgegenständen wie geschlossenen Fondsbeteiligungen oder Lebensversicherungen, hat der Anleger ein Problem. Deshalb lautet ein Grundsatz der Vermögensanlage, das Sparkapital möglichst auf verschiedene Anlageformen mit unterschiedlicher Liquidität zu verteilen. Dadurch bleiben langfristige Anlagen mit hoher Rentabilität eher geschützt und eine kurzfristige Liquidität ist dennoch gewährleistet.
Anlagevermögen umschichten
Für die Aufteilung des Vermögens in liquide und illiquide Anlagewerte spricht im Übrigen noch ein weiteres Argument. Die Kapitalmärkte verändern sich stetig. Es ist einfach nicht abzusehen, wie sich die wirtschaftliche Gesamtlage in zehn oder zwanzig Jahren entwickeln wird. Die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken wirkt sich zum Beispiel unmittelbar auf die Rendite herkömmlicher Spareinlagen aus. Liquide Vermögenswerte haben den Vorzug, dass der Anleger jederzeit auf sich verändernde Bedingungen reagieren und das Kapital notfalls in Anlagen mit lukrativerer Rendite umschichten kann.
Sonderfall Immobilie
Zwar zählt eine Immobilie ähnlich wie eine Lebensversicherung oder ein geschlossener Fonds zu den eher illiquiden Vermögensanlagen. Doch diese Anlageform bietet in puncto Liquidität dennoch einige erwähnenswerte Vorteile. Der Verkauf benötigt zwar Zeit. Doch der Wertzuwachs kann bereits nach zehn oder zwanzig Jahren beträchtlich sein, sodass sich eine frühzeitige Veräußerung mitunter nicht so gravierend auf die Rentabilität auswirkt wie bei einer Lebensversicherung. Zum anderen lässt sich auf eine Immobilie jederzeit eine Hypothek aufnehmen, um Liquidität sicherzustellen. Die Beleihung ist selbstverständlich mit Kosten verbunden. Hier bringt ein Vergleich zwischen Hypothekenzins und normalem Kreditzins Aufschluss darüber, welches Darlehen die sinnvollere Alternative ist. Der Vorzug der Immobilie ist auf jeden Fall, dass sie in Abhängigkeit von ihrem Wert mitunter auch einen hohen Liquiditätsbedarf decken kann.