Volatilität
Der Ausdruck Volatilität oder abgekürzt Vola bedeutet im Englischen Unbeständigkeit oder Schwankung. In diesem Sinne wird der Begriff in der Finanzbranche verwendet. Er kennzeichnet die Schwankungsbreite auf Kapitalmärkten.
Was ist Volatilität?
Während eines Zeitraums entwickeln sich die Preise von Wertpapieren, Devisen, Rohstoffen, Zinsen oder Indizes mehr oder weniger abweichend vom statistischen Mittelwert. Je höher der Kurs nach oben oder unten ausschlägt und je häufiger die Schwankungen auftreten, desto volatiler ist der Bezugswert. Stagniert der Kurs eines Wertpapiers über Wochen und Monate, liegt die Schwankungsbreite niedrig. In Ausmaß und Häufigkeit der Kursveränderungen widerspiegelt sich das Risiko, Kursverluste zu erleiden und die Chance, Kursgewinne zu realisieren.
Man unterscheidet historische und implizite Vola. Historische Volatilitäten errechnen sich aus vergangenen durchschnittlichen Kursveränderungen, sind meist auf Jahressicht hochgerechnet und in Prozent angegeben, können jedoch auch absolut ausgedrückt sein. Sie zeigen an, in welcher Bandbreite sich der historische Kurs um einen Trend in der Vergangenheit bewegt hat. Die implizite Vola richtet sich an den Preisschwankungen der Gegenwart aus und wird als erwartete Vola bezeichnet. Grundlage ihrer Ermittlung sind die aktuellen Marktpreise, ein Beispiel dafür ist der Volatilitätsindex des Aktienleitbarometers für Deutschland DAX, der VDAX.
Welche Rolle spielt die Vola in der Wirtschaft?
Volatilitäten haben in vielen Branchen eine große Bedeutung, weil sie die Preisentwicklung von Wirtschaftsgütern widerspiegeln. Angebot und Nachfrage bei Rohstoffen werden durch deren spezifische Bedingungen bestimmt, die zu hohen Schwankungen bei den Preisen führen können. Bei Agrarrohstoffen ist beispielsweise das Wetter der entscheidende Faktor für Volatilitäten. Mittels Finanzprodukten wie Derivaten und Zertifikaten können sich Wirtschaftsteilnehmer gegen Preisschwankungen von Rohstoffen absichern. Auch gegen Ausschläge bei Währungskursen im Außenhandel schützen sich Unternehmen durch Finanzkontrakte.
An den Finanzmärkten spielen Volatilitäten eine dominierende Rolle. Sie bilden beispielsweise eine Grundlage der technischen Analyse, die Vola zählt bei Aktien zu den Trendindikatoren in Charts. In Krisenzeiten nehmen Schwankungen bei Kapitalanlagen zu, so dass das Anlageergebnis wesentlich von der Entwicklung der Volatilitäts-Kennziffern abhängt. Da sich Volatilitäten im Zeitablauf stark verändern können, müssen bei Prognosen der Kontakt der Marktteilnehmer an den Märkten sowie die Performance-Kennzahlen berücksichtigt werden. Letztlich ist es nicht möglich, künftige Volatilitäten exakt vorauszusagen.
Wie kann man sie berechnen?
Finanzmathematisch wird die Volatilität als Standardabweichung der Renditen eines Wertpapiers in einer vorher definierten Anzahl von Tagen klassifiziert und dient als Risikomaß. Die Berechnung setzt sich aus mehreren Formeln zusammen. Zunächst wird der Schlusskurs der jeweiligen Zeitspanne durch den Schlusskurs des vorhergehenden Abschnitts dividiert und die Renditen müssen logarithmiert werden. Dann wird der Durchschnitt (Mittelwert) der logarithmierten Renditen errechnet, dazu muss die Varianz (Streuung) berechnet werden. Danach ist die Standardabweichung der Renditen zu ermitteln, das heißt, die Wurzel aus der ermittelten Varianz zu ziehen. Anschließend werden die Renditen annualisiert, indem die Standardabweichung mit der Wurzel aus der Anzahl der Beobachtungszeiträume multipliziert wird. In der Praxis ist es üblich, bei Aktien die Vola für 30 oder 250 Tage (Börsenhandelstage eines Jahres) zu berechnen, bei Fonds liegen die Volatilitäts-Kennzahlen zwischen einem Jahr und zehn Jahren.
Bedeutung der Volatilitäten für Anleger
Anleger können Geldanlagen hinsichtlich ihres Risikos nach der Schwankungsbreite beurteilen. Aktien gelten als sehr volatile Anlageklasse, während Anleihen und Immobilien weniger stark schwankende Kursverläufe aufweisen. Für Fonds sind Volatilitäten ebenfalls ein Maßstab, sie zählen zu den Risiko-Kennzahlen von Investmentvermögen. Stärkere Volatilitäten weisen darauf hin, dass die Fondsmanager eine riskantere Anlagestrategie zur Erzielung ihrer Performance genutzt haben. Hohe Volatilität bedeutet bei einer Aktie auch, dass deren Kursentwicklung sehr schwer vorherzusagen ist. Die Werte eines Index können sehr unterschiedliche Kursschwankungen aufweisen, so dass dieser nur zur Betrachtung der Volatilitäten des gesamten Aktienmarktes herangezogen werden kann. Jedoch ist es problematisch, von einer großen Schwankungsbreite automatisch auf hohe Renditen zu schließen. Das Ergebnis der Geldanlage hängt im Wesentlichen davon ab, wie sie zu den persönlichen Zielen des Anlegers passt und welcher Anlagehorizont gewählt wurde. Die Kursschwankungen von Aktien beispielsweise nehmen in der Regel bei langer Anlagedauer ab.
Fazit
Wie volatil eine Geldanlage ist, hängt von ihrer Art, Angebot und Nachfrage auf den Märkten und volkswirtschaftlichen Einflussfaktoren wie Zinsen ab. Je kürzer der Anlagezeitraum, desto risikoreicher ist eine Investition. Wissen Anleger, wie hoch die Volatilitäten von Finanzinstrumenten waren, können sie ihr Vermögen besser diversifizieren. Geringe Kursschwankungen einer Anlageklasse können höhere Volatilitäten von anderen Anlageklassen ausgleichen.
Zusammenfassung:
- in Volatilitäten drückt sich Schwankungsanfälligkeit von Wertpapierkursen oder Wirtschaftsgüterpreisen aus
- Ausmaß und Häufigkeit der Kursausschläge werden von den Eigenschaften der Geldanlage bestimmt, insbesondere von Anlagedauer; kurzfristig sind hohe Kursschwankungen möglich
- man unterscheidet historische und implizite bzw. erwartete Vola, die auf der Grundlage vergangener Kurse bzw. der aktuellen Marktkurse ermittelt werden; Berechnung erfolgt mittels statistischer Kennziffern wie Mittelwert, Varianz und Standardabweichung
- in Kursschwankungen drücken sich die Risiken der Kapitalanlage aus, jedoch auch deren Chancen
- Wirtschaft profitiert von Absicherung der Volatilitäten
- Privatanleger müssen Kapital auf verschiedene Anlageklassen und Anlagen streuen, um Schwankungen auszugleichen und auf unvorhergesehene Krisen vorbereitet zu sein