Zinsänderungsrisiko
Was ist ein Zinsänderungsrisiko?
Der Marktzins schwankt und verändert sich ständig. Da der Zinssatz allgemein als Preis gilt, ist der Marktzins der Preis auf einem Finanzmarkt. Die Höhe des Marktzinses hängt von Laufzeit, Marktliquidität und Währung eines Finanzprodukts und der im Rating zum Ausdruck kommenden Bonität des Emittenten ab, im Marktzins ist also stets eine Risikoprämie eingepreist. Zudem spielen die Zinserwartungen der Marktteilnehmer im Hinblick auf die Marktentwicklung des Marktzinses eine Rolle. Aufgrund seines objektiven Zustandekommens durch die Gesetze des Marktmechanismus dient er auch außerhalb der Finanzwirtschaft bei Nichtbanken als Bezugswert. Als Preis des Geldes steigt oder fällt er entsprechend Angebot und Nachfrage aufgrund von Wirtschaftsbedingungen. Das Risiko von Zinsveränderungen an Geld- und Kapitalmärkten tragen Geldanleger oder Kreditnehmer ebenso wie Kreditinstitute und Unternehmen. Zinsänderungsrisiken können Verluste verursachen, ihre Folgen sind am Geldmarkt mit kurzfristigen Zinsen am geringsten und am Kapitalmarkt mit langfristigen Zinssätzen am höchsten.
Wann und wie entsteht ein Zinsänderungsrisiko?
Ein Zinsänderungsrisiko tritt auf, wenn Soll- oder Habenzinsen von Finanzinstrumenten für eine gewisse Zeitspanne bei deren Emission, Anlage, Kreditierung und Refinanzierung festgelegt werden. Der Investor lebt mit dem Risiko, dass die Zinsen ansteigen und er später ein besseres Investment gefunden hätte. Für den Darlehensnehmer sind sinkende Zinsen verlustreich, weil seine Finanzierung zu einem späteren Zeitpunkt günstiger hätte abschließen können.
Was bedeutet das Risiko für Anleger?
Am Anleihe- und Immobilienmarkt haben Zinsänderungen große Auswirkungen. Der Kurs einer Anleihe ist von der allgemeinen Zinsentwicklung abhängig. Ihr Wert wird davon bestimmt, wie hoch ihr Zinskupon ist und ob die volkswirtschaftlichen Zinsen steigen oder fallen. Ein hoher Zinskupon führt bei sinkendem Zinsniveau zu einer Kurssteigerung von Anleihen, bei ansteigenden Zinsen fallen die Anleihekurse. Dies erfolgt umso stärker, je länger die Anleihe läuft.
Was bedeutet es für Kreditnehmer?
Am Immobilienmarkt wirken sich Zinsänderungen auf Immobilienpreise wie Kreditnachfragen aus. Wer sein Haus mit Kredit finanziert, vereinbart mit der Bank eine Frist, in der die Zinsen festgeschrieben werden. Der Eigentümer muss entscheiden, wie lang diese Zinsbindung sein soll. Läuft die Zinsbindungsfrist aus, muss sich der Darlehensnehmer eine Anschlussfinanzierung suchen. Sind die Zinsen in der Zwischenzeit stark angestiegen, erhöht sich die Rate des Kreditnehmers.
Was ist zu beachten?
Wer Geld anlegt, sollte sich bei niedrigen Zinsen nicht zu lange binden und bei hohen Zinssätzen eine möglichst lange Laufzeit wählen. Beim Kreditnehmer ist das Gegenteil der Fall, niedrige Zinsen bedingen lange Festschreibungen. Bei hoher Verzinsung kann er mit einer kurzen Frist auf künftig sinkende Zinsen setzen. Seriös einzuschätzen ist die Entwicklung von Verbrauchern nicht. Sie können mit einer passenden Anlage- oder Absicherungsstrategie gegensteuern und ihr Zinsänderungsrisiko so gering wie möglich halten.
Wie kann man das Zinsänderungsrisiko vermeiden oder minimieren?
Anleger, die ein Papier mit variablen Zinsen kaufen, profitieren von einem Zinsanstieg, der Kurs ihrer Anleihe bewegt sich stets nahe dem Rückzahlungskurs von 100 Prozent. Halten Wertpapierkäufer ihre Anleihe bis zur Fälligkeit, bekommen sie in der Regel ihren Kapitaleinsatz zurück, so dass das Zinsänderungsrisiko nur bei Wiederanlage eine Rolle spielt. Kreditnehmer können Forward-Darlehen oder Bausparverträge zur Vermeidung von Zinsrisiken nutzen. Mit diesen Finanzprodukten kann man sich niedrige Darlehenszinsen bereits einige Jahre im Voraus sichern. Eine zügige Tilgung des Hypothekendarlehens trägt dazu bei, dass nur eine geringe Restschuld verbleibt, für die eine Anschlussfinanzierung notwendig ist.
Wie gehen Geldinstitute mit Zinsänderungsrisiken um?
In Banken widerspiegeln sich Zinsrisiken von Anlagen und Krediten im Anlagebuch bzw. auf der Aktiv- und Passivseite der Bilanz. Kreditinstitute müssen ihre Zinsänderungsrisiken managen, um Insolvenzen zu vermeiden, weil sie beispielsweise langfristige Baudarlehen mit kurzfristigen Einlagen refinanzieren. Dazu bedarf es staatlicher Regularien und Aufsicht. So regelt die BaFin in Rundschreiben die interne Steuerung des Zinsänderungsrisikos von deutschen Banken. Darüber hinaus erlässt die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) Leitlinien für den Umgang mit Zinsrisiken und der Fristentransformation. Im Wertpapiergeschäft sichern Banken über derivative Finanzinstrumente Zinsänderungsrisiken ab. In der Rentabilitätsbetrachtung hat die Zinselastizität eine große Bedeutung, die angibt, wie eine bestimmte Größe auf die Veränderung des Marktzinsniveaus um 1 Prozent reagiert. Banken wenden diese finanzmathematische Methode zur Handhabung ihres Zinsänderungsrisikos an.
Fazit
Das Zinsänderungsrisiko beeinflusst wesentlich das Ergebnis von Kreditinstituten sowie Geldanlegern und Darlehensnehmern. Es ist vor allem am Anleihe- und Immobilienmarkt relevant. In Niedrigzinsphasen sollten Kreditnehmer lange Zinsbindungen und Investoren kurze Anleihelaufzeiten wählen. Durch den Einsatz von Anlagestrategien, Zinskonzepten oder Absicherungen mittels gegenläufiger Finanzprodukte können Banken wie Kunden ihr Zinsänderungsrisiko reduzieren.
- Marktzinsen sind veränderlich
- Zinsänderungsrisiko tritt bei Finanzinstrumenten während ihrer Laufzeit auf
- Risiko, dass sich die Marktzinsen in eine andere Richtung entwickeln als erwartet
- relevant vor allem bei Anleihen und Baufinanzierungen für Emittenten, Banken und Kunden.
- Solvenz von Kreditinstituten hängt von der erfolgreichen internen Steuerung des Zinsänderungsrisikos ab
- Zinsrisiko muss bei Refinanzierung gemanagt werden
- Anleger und Kreditnehmer können Zinsänderungsrisiken über Streuung der Laufzeiten, variable Zinsen oder Nutzung alternativer Finanzprodukte wie Forward-Darlehen minimieren